Donnerstag, 20. September 2012

MEZZOMONDO Gefühle erleben & spielen

Klick auf die Aufnahmen zeigen eine vergrösserte Ansicht

Am 2. Tag konnten wir nach anfänglich zeitlichem Durcheinander dann doch alle miteinander beginnen. 


Diego Roveroni setzte an diesem Tag mit dem Spielen in der Gruppe an, wobei das Interesse hauptsächlich beim Erleben und Darstellen von Gefühlen lag. Auch hier erzählte er vorab immer Geschichten, damit die Kinder sich ihre eigenen Bilder dazu vorstellen konnten. In den Gruppen-Spielprozessen bezog er alle Kids abwechselnd in das Geschehen ein, danach machten alle gleichzeitig das Gleiche. 



Das kreative Potential und die individuellen Fähigkeiten der Kids flossen spielerisch in die ständig sich wechselnden Aktionen ein. Sie können einander ihre Ausdrucksformen zeigen oder sich gegenseitig abschauen. Die in spontaner Aktion erlebten und empfundenen Erfahrungen fliessen so spielend in das gemeinsam zu erarbeitende Theater oder Game ein. 


Als ich ein Mädchen wiederholt nach ihrem Namen fragte, stemmte sie ihre Arme in die Hüften und sagte mit keck erhobener Nase zu mir: „Jetzt habe ich dir meinen Namen schon soooo oft gesagt!“ Ich musste ja so lachen und ich zeigte ihr ihre Geste und strich mir meinem Arm entlang, dann musste sie lachen! 


Zum Abschluss machte Diego mit den Kids eine lange Reise kreuz und quer durch den ganzen Raum. Dabei erzählte er, was ihnen auf dieser Reise alles begegnete: Einen Giraffen mit langem Hals haben sie gesehen und alle mussten mit einem ganz langen Hals durch den Raum gehen, oder sie durften den Zug nicht verpassen oder es war ganz kalt und alle froren ganz erbärmlich... er gab kurze Regieanweisungen und alle tanzten oder spielten nach seinen Anweisungen. 


Das war so lustig diesem Treiben mit der Kamera von aussen zuzuschauen... es sah aus wie eine tänzerische Choreografie, die auf den Zeitpunkt genau miteinander harmonierte. Und alle Kids machten mit grosser Begeisterung mit.


Sie wollten noch mehr spielen und dieses oder jenes Spiel nochmals spielen... Ich finde es wichtig das selber Erlebte einander dann erzählen zu können. Meist geschieht dies beim gemeinsamen Aufräumen nach dem Malen und Zeichnen mit uns Leitenden und unter den Kids untereinander. 






Aber an diesem 2. Tag blieb auch zu wenig Zeit um die Erlebnisse zeichnerisch festzuhalten...

Die Aufnahmen stehen im Zusammenhang zum Text, sind aber zufällig angeordnet.

Ich möchte die Kinder zu eigenen Tagebüchern anspornen, sie sollen alle ein Heft oder Buch erhalten, das sie selber gestalten dürfen. Gegen Mitte Dezember sollen diese Tagebücher eingesammelt werden und eine Jury ermittelt dann nach einem Punktesystem die lebendigste Dokumentation... diese soll dann mit einem Gutschein nach Wahl des oder der GewinnerIn belohnt werden.
_________________________________________________________________________________

Das Projekt PIAZZA MEZZOMONDO BERN WEST und DIGITALES KUNSTSPIEL wird unterstützt von: FONDATION Michèle Berset; Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung; Bürgi-Willert-Stiftung; Die MobiliarBurgergemeinde Bern; PROJEKT KIDSWEST.CHwestwind6 - Stadt Bern BSS; Orto delle Arti I
_________________________________________________________________________________




Donnerstag, 13. September 2012

PIAZZA MEZZOMONDO BERN WEST - 12. September 2012

Eine Zusammenarbeit mit Diego Roveroni und Sophie Brunner
In abwechselnder Begleitung von Barbara Oesch, Raquel Gomez und Martina Scherler

Am 12. September warteten wir voller Spannung auf die vielen neuen Kinder der Tageschulen Gäbelbeach & Bethlehemacker und einer Einschulungsklasse der Schwabgutschule, die zum ersten Mal zu den KidsWest hinzustiessen. Voller Tatendrang eroberten sie alle mit vielen Fragen den Raum im Flug! Alles sehr lebendige Kids. Sie sind so härzig diese kleinen Knirpse! :)) Genau solche Energiebündel liebe ich, sie passen so gut zu uns ins kidswest! 


Diego zeigte den Kids auf seinem Laptop ein paar kurze Video.Clips und erzählte den Kindern dazu auf Italienisch was wir in nächster Zeit miteinander tun werden. Sophie übersetzte alles auf Deutsch. Dann stiegen die beiden sofort mit einem lustigen Kennenlernspiel ein, wozu gleichzeitig auch sehr viel Merkfähigkeit gefordert war. Köstlich die Situationen bei den Kids, die nicht nur ihre Namen nennen, sondern damit auch eine Geste erfinden durften. 



Im Kreis herum wurden dann die Namen mit den Gesten von Kind zu Kind erweitert und jedes Mal begann Diego von vorne: Gut dass ich heute ins kidswest kam, denn dort lernte ich Diego kennen, seine Geste war eine lange Nase, dann kam Sophie mit den Hut abnehmen, dann kam M mit am Kopf kratzen, dann kam P mit über den Arm streichen, dann kam Meris mit der Hand auf’s Herz klopfen... usw. und dies musste man sich in jeder Runde mit einem zusätzlichen Namen & Geste aneinandergereiht merken. Von Mal zu Mal kurbelte Diego das Tempo an oder verlangsamte es... Es war so lustig und alle Kids machten voll Begeisterung mit.



Dann machte Diego ein paar Bewegungsspiele. Er erzählte kurze Geschichten, die beim Umsetzen oft die Beweglichkeit der Kids herausforderten. Zum Beispiel war er ein alter und bissiger Hund der schwerhörig war. Er legte sich auf den Boden und die Kids mussten ganz leise über den schlafenden Hund steigen. Achtung, dass er sie nicht hört, denn sonst beisst er! Was ist nun real, was ist gespielt? Eine Durchmischung von Realität, Spiel und spontanen Reaktionen, die kleinen Zuschauer im Kreis sowie die Akteure in Szene beobachteten ganz genau, was der Hund tut! Weil die eher scheuen Kinder den mutigeren „Draufgänger“ zuerst zuschauen konnten, trauten sie sich auch zu, es selber auszuprobieren. Und was die Kids untereinander wunderbar machten, sie hatten sich gegenseitig ermutigt und wenn nötig einander sogar unaufgefordert geholfen. Sie vertrauten einander! 




Auf praktische und spielerische Art vermittelte Diego weitere gezielte Körperübungen die
immer in Geschichten eingebettet waren und gleichzeitig die Motorik der Kids super förderten. 








Abschliessend erzählte Diego den Kids eine kurze Geschichte über seine Mamma, die in der Nacht immer zum Kühlschrank gehe und den ganzen Kühlschrank leer esse. Er bat die Kids, dass sie alle für ihn das Lieblingsessen ihrer Mütter malen, aber ohne Teller, Salatschale oder Pfanne, damit er seinen Kühlschrank wieder auffüllen könne...  





Absolut konzentriertes DASEIN und pure L e b e n s f r e u d e  hatte ich an diesem ersten Tag bei den Kids mit staunen wahrgenommen.



Das Projekt PIAZZA MEZZOMONDO BERN WEST und DIGITALES KUNSTSPIEL wird unterstützt von: FONDATION Michèle Berset; Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung; Bürgi-Willert-StiftungDie Mobiliar; Burgergemeinde Bern; PROJEKT KIDSWEST.CH; westwind6 - Stadt Bern BSSOrto delle Arti I

Freitag, 7. September 2012

MEMORY - Tagebücher

1-IMG_4669
Spannend ist immer, wer beginnt zuerst, wer sitzt mit wem zusammen und wie tauschen sie sich untereinander aus...

Wieder im kidswest-Atelier haben wir über Tagebücher gestalten gesprochen. Ich habe bunte, kleine Heftli mitgebracht und alle Kids durften eines auswählen. Dann haben wir einander in einer Gesprächsrunde unsere Erlebnisse erzählt. Und genau diese dürfen sie jetzt in ihre Tagebücher schreiben, zeichnen, malen, Bilder hinein kleben, Sprechblasen schreiben…

2-IMG_4675
Wichtig ist, dass sich die Kids trauen ihre Zeichnungen und Einträge zu zeigen und miteinander darüber zu reden

Als der Nachmittag vorbei war bat ich die Kinder, ihren je schönsten Beitrag von heute aufgeschlagen auf dem Fenstersims hinzulegen und einander etwas darüber zu erzählen. Wir diskutierten dann noch eine Weile miteinander. Ich forderte dann die Kids auf, bis zum nächsten mal zu Hause noch ein paar weitere Einträge zu gestalten.

-3IMG_4682
Begegnungssituation von oben heruntergeschaut gezeichnet, mit Grammophon seitlich gezeichnet  -  (6jähriges) Mädchen, mit nass gespritzter Hose beim grüngrauen Teich mit Seerosen - Und das grün bewachsene Bergola-Dach mit regenbogenblauer Libelle

Bin nun ganz gespannt, welche Beobachtungen und Wahrnehmungen sie noch in ihren Heften schildern und wie sie das machen? Worauf ich sehr neugierig bin ist, was ihnen durch die Begegnungen mit den betagten Leuten bedeutungsvoll in Erinnerung bleiben wird?

   

Donnerstag, 6. September 2012

MEMORY – Lustige und tragische Bilder - Und Moehsnang Werke an den Wänden!



Am 1. September regnete es und es war sehr dunkel draussen. Wir malten zum ersten Mal drinnen in einem grossen Raum. Zwei Mädchen, die beide noch nicht so gut Deutsch sprechen, haben am Vormittag mit einer Seniorin über ihre Familien gesprochen. Ihre Partnerin war eine betagte Frau, sie sitzt öfters alleine im Eingang und schaut zu wer da so kommt und geht. Sie spricht nicht viel und sie benötigt einen Moment Zeit, bis sie antwortet. 


Das war eine spannende Partnerschaft, gegensätzlicher könnten die Paare nicht sein. Aber die kleineren Kids sind unkompliziert und sie sprechen die alten Leute öfters auch per DU an und sie scheuen auch den Köperkontakt überhaupt nicht. 


Wenn es nötig ist helfen sie den Betagten gerne beim Malen und zeigen ihnen spontan wie sie es besser machen können. Auf den MEMORY Bildern sind nun zwei fröhliche Familien mit vielen Kindern abgebildet, auch die Seniorin stammt aus einer zahlreichen Familie mit 6 Kindern. Die schweigsame Frau taute zunehmend auf. Die daneben sitzenden „Männer“, d. h., ein Zweitklässler und ein schwerhöriger über 90 Jähriger sprachen über Heldengeschichten. So zeichnete der Zweitklässler schliesslich sein Gegenüber als dieser ein Soldat war, natürlich in einer heutigen Gameversion und der Senior zeichnete den kleinen Jungen als Fussballspieler. Beide waren sehr vergnügt mit ihren Bildern beschäftigt. 


Nach der Mittagpause wechselte das Team auf beiden Seiten, es kamen 4 Kids, zwei Girls und zwei Jungs und es kamen 6 Frauen und ein Mann. Da war ganz offensichtlich etwas bei den Partnerschaften und Zeiten durcheinander geraten, lustig. 


Auch die schweigsame Frau kam am Nachmittag wieder pünktlich und sie wollte unbedingt nochmals malen! Sie war nicht zu vertrösten, sie solle etwa eine Stunde später wieder kommen, so sprang Diego als Partner spontan ein und sie unterhielten sich miteinander über ihre je erste Erinnerung. 


Und der Mann der auf dem Programm war kam nur um mitzuteilen, dass er heute nicht malen mag. So sprang eine Frau ein, die eigentlich nur etwas an ihrem an einem vorherigen Tag gemalten Bild korrigieren wollte. Eine weitere Seniorin kam zu früh und war froh, dass sie ihren Mittagsschlaf verlängern konnte und kam dann wieder gegen 16h. So startete Heba mit ihrer Partnerin, die eine Kunstliebhaberin ist und uns anschliessend auf ihrer Abteilung im Wohnessraum und in ihrem Zimmer mehrere Moehsnang Originalwerke zeigte. Phantastisch! Heba war sehr beeindruckt! Die beiden unterhielten sich über „Wovor hast du Angst“? und die Seniorin musste Heba’s Angst vor Schlangen und Spinnen malen und Heba malte ein nächtliches Gewitter. Die beiden verstanden sich ausgezeichnet! 


Heba hatte nach dieser Begegnung noch eine andere Partnerin, mit der sie sich über ein Geschenk austauschte und sie mallte einen goldenen Ring mit einem grünen Smaragd, der die Seniorin sehr freute. Sie beobachtete genau, ob Heba den Ring auch nach ihrer Vorstellung malte, denn der Ring wurde ihr gestohlen. Sehr zufrieden stellte sie am Schluss fest, dass der Ring wirklich grosse Ähnlichkeit mit dem verlorenen Ring hat! 


Und Ihab hatte eine sehr aufgestellte Partnerin die sehr lustige und lebhafte Geschichten erzählte. Sie fanden und tauschten sich miteinander über das Thema „Meine grösste Dummheit“ aus und sie hatten viel Spass miteinander, weil auch Ihab ein sehr amüsanter Kerl ist.


Eine Jugendliche musste unvorhergesehen auf ihre kleine Cousine aufpassen, so nahm sie die Mädchen einfach mit und setzte es auf einen Stuhl neben sich. Sie richtete ihr den Malplatz ein und liess sie auch eine quadratische Pavatexplatte bemalen. Sie achtete dabei darauf der kleinen Künstlerin immer wieder die Farbschälchen auszutauschen und den Pinsel von Zeit zu Zeit zu waschen. Köstlich die beiden. Gleichzeitig unterhielt sie sich mit ihrer Partnerin über „Den grössten Wunsch“ und beide malten tolle Bilder dazu, eine Reise und ein Hund. 


Nicht vergessen will ich noch die letzten Beiden an diesem Nachmittag, die wohl älteste Teilnehmerin (mit 92 Jahren) freute sich riesig auf N., einer unser kleinen Sonnenscheine. Er erzählt sehr gern Geschichten und stellt ebenso gern viele Fragen. Und auch die Seniorin ist immer noch sehr quicklebendig und auch sie berichtet gerne. Sie hatte grosse Freude an der Begegnung mit dem intelligenten Buben, dessen Bild von ihrem Unglück erzählt. Sie liegt im Spital im Krankenbett. Rechts neben dem Bett steht die Krankenschwester mit blondem Haar und auf der linken Seite der Doktor. Sie selber gab sich viel Mühe und malte sehr konzentriert ein Bild das vom Sturz des Jungen über das Lenkrad bei seinem Velounfall erzählt. „Ist viel Blut geflossen“? fragte die Seniorin. „Ja, sehr viel Blut! Von oben von der Stirn ist es bis auf den Boden herunter gelaufen...“ antwortete er. Zum Abschluss malte sie am Strassenrand noch ein Rasenbord.



Fazit zum MEMORY Projekt: Da waren intensive Erlebnisse und Gefühle auf beiden Seiten und die Kids bemerkten, dass die alten Leute genau gleich wie sie selber fühlen und immer noch Träumen und Wünsche haben. Es kamen oft nicht einfach Fragen wie war die Musik früher oder welche Musik habt ihr früher gehört, sondern die Kids wollten mehr wissen. Sie wollten wissen wie sie Musik fühlten und wie sie das Tanzen erlebten... Und sie freuten sich sehr darüber als die älteste der TeilnehmerInnen sagte, sie tanze viel lieber so wie man heute tanze, frei, für sich alleine oder mit allen zusammen auf der ganzen Tanzfläche in Kontakt. 


Nicht so wie früher, als Pärli, die sich mit exakten Walzertanzschritten im Kreis drehten. Das gefiel ihr nicht so... Oder die Kids fanden es megakuhhhl beim Date im Zweiplätzer Sportwagen Austin über’s Land ausgefahren zu werden statt im mc donalds fooden zu gehen... 


Und sie fühlten sich verstanden, wenn sich auch die alten Leute immer noch vor heftigen Gewittern und Spinnen fürchten. Und Crèmeschnitten isst man auch Lebenslang am liebsten! Und alle brauchten sie Mut, Bilder über die Erzählungen zu malen, alle spürten ihre anfänglichen Startschwierigkeiten die es zu überwinden galt. Bei sämtlichen Gruppen konnte man nach dem Beginn der Malereien bei Alt und Jung eine grosse Konzentration wahrnehmen, wo es still wurde, wo sie mit sich selber und dem was auf der Malfläche passierte beschäftigt waren, 


Momente wo sie um den (für sie selber) „richtigen“ Ausdruck kämpften. Dann die Erleichterung als die Bilder konkretere Formen annahmen und man die Bilder einander zeigte oder vom Gegenüber noch ein Detail etwas genauer erklärt haben wollte... Das Malen bringt eine ebenso reichhaltige Fülle an Gefühlen, Gedanken, Gerüchen und Erinnerungen... in Gang wie die Farben auf der Palette! Zufriedenheit oder Gelöstheit schwebt im Raum wenn Malprozesse beendet sind und bei vielen Menschen stellt sich ein Gefühl ein, dass die Zeit so schnell vorbei ging... Schliesslich sind die gemalten MEMORY Bilder über die Erzählungen der Anderen immer auch gemischt mit einem Anteil der eignen Geschichten, Wahrnehmungen und Erlebnisse!



Am 5. September gibt es für die Kids von 13:30 bis 16:30h einen abschliessenden Workshop im Atelier vom kidswest an der Kasparstrasse 15d. Ich werde die Kids auffordern, mit einem Bild über ihre Erlebnisse mit den alten Leuten zu berichten. Und in der 3. Herbstferienwoche findet am Mittwoch, 10. Oktober von 14-16h im Domicil Schwabgut Normannenstrasse 1 ein wetteiferndes Spielen mit dem MEMORY zwischen den Kids und SeniorInnen statt...



Sophie und Diego sind nun gefordert die Werke der Kids für die Produktion der MEMORY Spiele zu fotografieren und die Videoaufnahmen zu schneiden und ich stelle eine Diashow zusammen. Die Präsentation des MEMORY Projekts findet am 18. Oktober von 19-20 Uhr im Domicil Schwabgut statt.