Mittwoch, 12. Dezember 2012

KIOSK_offspace - Gleis 70 1:1 kidswest mit Peter Radelfinger – Teil 3

Und Marc Elsener; Christoph Zellweger; Chris Hart; Pia Affolter; Nicole Henning; Luzi de Beaufort; Tatsuto Suzuki; Thomas Zirlewanger; Max Frei 

Luzi de Beaufort 
hier :Fjolla 14j

Zuerst war ich von dem grossen und sehr speziellen Maschinenpark überwältigt! Diese Nähmaschinen haben mich berührt, denn meine Mutter war eine sehr praktische Näherin die für mich und meine beiden Schwestern viele sehr schöne Röckli, Hosen und Jacken nähte! Dann, als ich Luzi und Fjolla eine Weile beim Arbeiten zuschaute, kam mir in den Sinn, dass es so etwas wie Seelenverwandtschaften gibt. Und dies glaube ich hier zwischen den Beiden wahrnehmen zu können. Ruhig und fliessend arbeiteten sie sich beinahe wortlos gegenseitig in die Hände. Fjolla fühlte sich aufgehoben, sie war voll und ganz bei der Sache und Luzi begleitete sie sehr subtil. Das gegenseitige Vertrauen ineinander war einfach da. Fjolla durfte sogar mit dem elektrischen Schneidegerät den teuren Stoff selber zuschneiden. Das freute Sie und mit einem zufriedenen Lächeln machte sie das mit absolut sicherer Hand sehr geschickt. Es war für mich echt schön, den beiden zuzuschauen. Fjolla ist genau hier bei Luzi am richtigen Ort. Dieses Projekt wird für sie in unvergesslicher Erinnerung bleiben! Als ich sie vor ein paar Wochen in Bezug auf ihre Berufswahl fragte was sie denn in der Schule gerne mache antwortete sie wie aus einem Kanonenrohr und mich anstrahlend: Handarbeiten, mit der Nähmaschine! Sie konnten natürlich ihr Projekt eine schöne Jeans zu nähen nicht abschliessen, dazu war nicht genug Zeit vorhanden. Und ich weiss auch nicht wie die beiden miteinander verblieben sind? Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt wieder darüber berichten... und ich bin sehr gespannt, was sie nun aus ihrem Erlebnis weiterentwickeln wird.
  





Tatsuto Suzuki hier :Stella 10J

Stella ist erst seit kurzer Zeit im kidswest und hatte Glück, dass sie auch nach Zürich mitkommen durfte, denn ihre Mutter begleitete sie. Und sie hatte doppeltes Glück weil Ihab sich verschlafen hatte, so durfte sie alleine mit Tatsuto zusammen arbeiten. Sie wäre das 11. Rad am Wagen gewesen. Als ich ins Atelier von Tatsuto eintrat und den beiden so konzentriert in ihre Arbeiten vertieft begegnete traute ich mich kaum zu bewegen. Ich kam mir bei den vielen feinen Papierarbeiten wie ein Elefant im Porzellanladen vor. Ich hätte das als 10 Jährige kaum geschafft wie Stella, so konzentriert Papier falten zu können. Sie machte das mit grosser Geduld und sehr erfolgreich. Das schwierige finde ich an dieser Papierfaltkunst ist, dass das Tier oder andere Gegenstände aus einem einzigen Blatt Papier gefaltet werden. Tatsuto erzählte uns, dass er manchmal mehrere Tage an einem einzigen Objekt arbeitet und wenn er an neuen Modellen arbeite und diese dann noch ganz komplex seien, könne er in der Nacht sogar nicht schlafen. Auf dem Tisch lagen viele Kopien mit systematischen Zeichnungen und Faltanleitungen verstreut herum, die sie für ihre einzelnen Herstellungsschritte benötigten. Ich fragte Tatsuto ob er von einem dieser Blätter die sie heute für ein Tier benötigten, Stella eine Kopie mitgeben könnte? Er musste ein wenig Lächeln, denn sie waren auf Japanisch beschrieben. Unglaublich dass Stella einen soooo langen Atem hatte. Die Mutter von Stella kam gegen Abend zum gegenseitigen Vorstellen der Projekte von ihrem Streifzug durch Zürich zurück und staunte über die Arbeiten ihrer Tochter. Beim gegenseitigen Vorstellen der Arbeiten sagte Alberta vor der ganzen Gruppe zu Tatsuto: Du kannst alle deine Tiere in eine Schachtel einpacken, ich nehme sie ALLE mit! Wir mussten ja so lachen, lustig. Aber sie liess nicht locker und wiederholte auf dem ganzen Durchgang ähnliche Mitteilungen an ihn. Sie schaffte es schliesslich tatsächlich, dass sie ziemliche viele Testversionen von Ihm geschenkt erhielt und zeigte mir diese mit einer riesigen Begeisterung! Ich fragte sie: Und, hast du ihm dafür wenigstens ein Müntschi auf die Wange gegeben? Sie schaute leicht geniert weg und sagte: Nein, natürlich nicht. Und ein T-Shirt von dir? Nein auch nicht. So forderte ich sie auf, ihm aber ganz schnell ein T-Shirt (die sie heute bei Chris selber drucken durfte) schenken solle, denn das würden Künstler untereinander so tun, miteinander Werke austauschen ;)) Was sie dann auch machte. Ein paar Tage später teilte mir die Mutter von Stella am Telefon mit, dass Stella noch am selben Abend probierte nochmals ein Nashorn zu machen, aber es wollte nicht so recht gelingen... 

           Bear, Author: Edwin Corrie - Gefaltet von Stella (links) & Tatsuto (rechts)





                     Rhinoceros, Author Fumiaki Kawahata - Gefaltet von Tatsuto



Thomas Zirlewagen hier &; Max Frei hier (Alma): Helen 7J &; Erina 6J
Nun noch über unsere beiden kleinen Nesthäkchen :)) Ich freute mich sehr, dass die beiden Mädchen mitkommen durften. Erina 6 jährig war schon öfters mit uns kidswest unterwegs und Helena ist das erste Mal dabei. Sie freute sich sehr und der Vater, der zuerst am Bahnhof Bümpliz Süd statt -Nord mit Helena auf uns wartete, brachte sie also auf direktem Weg zum Bahnhof Bern, wo wir uns alle sehr freuten, dass wir Helena doch noch mit uns mit nach Zürich mitnehmen konnten. Als es darum ging und sie mit Thomas, Max und Erina in deren Atelier gehen sollte, nahm sie mich bei meiner Hand und sagte, ich solle mitkommen. Darauf antwortete ich ihr, gehe mit Erina, sie geht mit dir und ich komme dann mit meiner Fotokamera und mache Fotos von euch, wenn ihr schon am Arbeiten seid. Darauf liess sich ohne weiteres ein. Als ich dann später bei ihnen im Atelier ankam freute sie sich sehr als sie mich sah. Es berührte mich echt wie die beiden Künstler den Arbeitstisch für die kleinen Knirpse herrichteten, so guet! Genau darauf kommt es an, sorgfältig durchdachte Vorbereitungen und wertvolles Material, das ist so wichtig. Erina war mit grossem Eifer und sehr konzentriert bei der Sache. Sie ist eine exzellente Zeichnerin und Malerin und sie macht das für's Leben gern! Helena macht alles noch viel kindlicher, alles geht ziemlich schnell und ist auch schnell fertig. Es berührte mich sehr zu beobachten, wie Thomas und Max die beiden Kleinen begleiteten und sie so ernsthaft bei der Arbeit halten konnten. Ich war fast ein wenig neidisch auf ihre Situation, den Kids soviel Zeit und Aufmerksamkeit schenken zu können. So können sie nämlich ganz wertvolle Sachen entdecken und lustvoll damit experimentieren... Mit meistens durchschnittlich 15 Kids zusammen zu arbeiten ist das nur ganz selten möglich. Erina zeigte mir dann auch ihre Arbeiten und sagte mit ernster Mine: Schau mal Erika, das ist ganz interessant! Da sieht man viele Sachen, hier ist ein Vogel drin, da ist der Kopf von einem Fuchs... Schön, sie so aufgeregt über ihre neue Fähigkeit in abstrakten Bildern figürliche Objekte zu entdecken und sie darüber erzählen zu hören... :)) Ich werde beiden Mädchen ein schönes Mal- und Zeichnungsbüchlein mit einer Schachtel voller bunten Faserstiften schenken und sie bitten, alle Figürchen die sie in ihren Lackskins finden abzuzeichnen! Dankeschön euch beiden, eure geduldige Begleitung der beiden Mädchen war grossartig!
















Zu Teil 1 des Berichtes; hier 
Zu Teil 2 des Berichtes hier

Unterstützt von:
Paul Schiller Stiftung hier
Kultur Stadt Bern hier
Erziehungsdirektion des Kantons Bern hier

KIOSK_offspace - Gleis 70 1:1 kidswest mit Peter Radelfinger – Teil 2

Und Marc Elsener; Christoph Zellweger; Chris Hart; Pia Affolter; Nicole Henning; Luzi de Beaufort; Tatsuto Suzuki; Thomas Zirlewanger; Max Frei 

Christoph Zellweger
 hier :Heba 17J
Tja, hier gibt es eine aufregende Vorgeschichte. Heba hat sich wie ihr Bruder Ihab verschlafen. Ich ärgerte mich am Morgen früh beim Bahnhof Bümpliz Nord sehr darüber. So hatte ich natürlich auch keine Möglichkeit die Künstler in Zürich frühzeitig darüber zu informieren. Zum Glück hatte ich ein 11. Kind – Stella – im  letzten Moment auch noch eingeladen mit nach Zürich zu kommen. Solche Zufälle gehen bei mir manchmal wie eine Vorahnung ab... Als mich Heba dann mit grossem Schreck nach gutem Ausschlafen anrief, reagierte ich natürlich nicht gerade eitel Sonnenschein. Ich teilte ihr ungeschminkt mit, dass mich das sehr ärgert und dass sich ein solches Benehmen gegenüber dem Künstler, der sich extra für sie Zeit genommen habe, alles andere als ein gutes Benehmen sei! Die noch vorhandene Bettwärme war durch das iPhone spürbar und sie antwortete: Ich ziehe mich sofort an und komme alleine nach Zürich... dann ging ein abenteurlicher Marathon mit WhatsApp Nachrichten zwischen uns hin und her, denn Heba war noch nie alleine mit dem Zug unterwegs. In Zürich Altstetten konnten Christoph und ich sie am Nachmittag abholen :)) Das war schon ein riesengrosses Projekt für Heba, mein Respekt, gratuliere! Das hat sie sehr gut gemacht und viel dabei gelernt. Die beiden haben uns alle überrascht, als sie uns nach so kurzer Zeit dann beim Vorstellen der Projekte eine sehr schöne Arbeit über ihre gemeinsame Auseinandersetzung zeigten. Ganz toll, das ist ein grosses Erfolgserlebnis für Heba und tut ihr sehr gut! Heba hatte mir dann im Zug auf dem Nachhauseweg erzählt, dass sie stolz auf ihre Zeichnungen sei und dass sie die Idee von Stiefelgamaschen cool findet! Auch das Motiv mit den Ornamenten gefällt ihr sehr, sie trägt viele Pullover und auch Hosen mit ähnlichen Mustern. Und Christoph schickte eine E-Mail: liebe Meris, lieber Peter hier noch ein paar Bilder von Heba…. kurz aber intensiv … und in einer Stunde ist dann doch noch was gegangen… wenn sie mag und Zeit hat kann sie gerne nochmals kommen. liebe Grüsse, Christoph. Sie will sehr gern nochmals nach Zürich gehen und mit Christoph zusammenarbeiten! :))
                                         
                                           Fotos v. Christoph Zellweger zvg




Chris Hart hier :Alberta 12J
Anfang November erhielt ich von Peter eine E-Mail: Chris ist Siebdrucker und hatte die Idee, dass jemand im Voraus ein Signet oder eine Zeichnung (zweifarbig) machen könnte, die er dann mit einem Kid am 1.Dezember drucken würde. Kannst du dir vorstellen, dass ihr selber das macht und bis zum 24. November uns schicken könnt? Die Kids sollten dann auch T-Shirts und anderes mitbringen das damit bedruckt werden kann (Bitte helle Sachen auswählen). Alberta wollte sehr gern eine Zeichnung für den T-Shirt Siebdruck entwerfen und lernen, wie man Stoffe bedruckt. So einfach war das aber gar nicht, denn sie konnte (wollte) lange Zeit nicht verstehen, dass sie nicht ein T-Shirt für sich selber drucken darf sondern etwas gestalten sollte, das für die ganze Projektgruppe Gleis 70 1:1 kidswest passen würde... Die Auseinandersetzungen entwickelten sich wie ein regelrechtes Seilziehen zwischen Alberta, ihren Kolleginnen und mir. Ich staunte, denn sie machte zwar schöne und interessante Pullover-Entwürfe aber die Motive wollten einfach nicht zum Thema passen. Ihre Mutter erzählte mir kürzlich, dass auch sie und ihr Bruder verschiedentlich mit ihr darüber diskutierten. Als ich dann endgültig genug genervt war schlug ich ihr vor, wenn sie einen tollen Entwurf für die ganze Gruppe mache, so dürfe sie im nächsten Jahr für sich ein T-Shirt entwerfen und dieses dann bei einem Werbetechniker selber bedrucken (mit dem ich seit meiner Lehrzeit als Schrift- und Reklamemalerin befreundet bin). Darauf liess sie sich wieder mit einem Lächeln auf die „Chose“ ein :)) Sie hatte also schon im Vorfeld einen bewegten Arbeitsprozess erlebt. Als ich dann bei Chris und Alberta im Siebdruck- und Beschriftungsatelier hereinschaute stiegen mir als erstes die wohl bekannten Gerüche in die Nase. Ich rieche das immer noch gern. Sie waren gerade damit beschäftigt am Entwurf letzte Ausbesserungen für das Übertragen auf das Sieb vorzunehmen. Die zweite Farbe musste Chris direkt auf dem Sieb abdecken, denn das hätte Alberta beim Entwerfen überfordert wenn sie diese auch vorher hätte machen sollen... Dann stand ich Chris immer im Weg wenn ich fotografieren wollte, denn die Lichtverhältnisse in der Ecke wo das T-Shirt- Handruckgerät stand waren nicht gerade ideal. Es gab dann doch noch ein paar passable Bilder und die Stimmung bei den beiden war super! Chris machte kurz vor dem Mittagessen noch den ersten Probedruck, danach kann es für Alberta als Siebdruckerin am Nachmittag losgehen... kuhhhl! :))









Pia Affolter hier :Erzana 12J
Im Atelier von Pia fällt mir zuerst ein riesengrosses Kissen auf, das zum bequem drauf sitzen oder liegen einlädt. Es ist gerade besetzt. Dahinter sind ein paar Plastikkisten mit Spielsachen und neben dem Kissen ist ein weisses Tischli mit kleinen Stüheli. Ich fragte den Jungen, ob ich mich setzen darf und er sagte Er sagte ich dürfe es schon brauchen. Ich unterhielt mich eine Weile mit ihm er ist offen und gesprächig und er nahm seine kleine Wollmaus und machte Kunststückli mit ihr. Erzana ist hier bei Pia genau richtig gelandet, ich freue mich für sie. Die beiden sitzen oben auf einem Podest am Computer und strahlen eine ruhige und konzentrierte Arbeitsatmosphäre aus. Hier im Fashion Design und Illustrationsatelier entsteht gestylte und gediegene Mode. Erzana mag schöne Kleider und kleidet sich gern sportlich und schaut sich gern Modeschauen an. Sie selber wäre gern ein Model. Die Figur hätte sie dazu, sie ist für ihr Alter sehr gross gewachsen. Erzana erlebt nun mit Pia wie eine Modegestalterin und Stylistin arbeitet, wie ein komplettes Outfit zusammengestellt wird und darf ihre eigene Komposition kreieren. Ausgedruckte Kopien und Modehefte liegen auf dem Boden verstreut, es werden einzelne Kleidungsstücke sorgfältig gesucht und ausgeschnitten und dann auf einem Blatt angeordnet und wieder verworfen... bis das Ganze zusammen spielt. Am Schluss durfte Erzana noch ein Hemd zeichnen, es wurde ein sportliches Hemd, ein ähnliches wie sie heute selber trägt :)) Bin sehr gespannt was Erzana nun aus diesem erlebnisreichen Projekt weiterentwickeln wird...   






Tschüss Jon und danke, es war schön für mich auf einem Stuhl von dir Platz nehmen zu dürfen und mit dir zu plaudern! 

Zu Teil 1 des Berichtes; hier
Zu Teil 3 des Berichtes; hier


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