Anlässlich der “Demokratischen Kunstwochen Pfyn, Kulturhauptstadt der Schweiz 2011-2012” - Projektleitung Meris
Das Künstlerduo Alex Meszmer und Reto Müller - www.zeitgarten.ch - haben Meris PROJEKT KIDSWEST.CH aus der Hauptstadt Bern eingeladen, um mit Kindern aus der Kulturhauptstadt Pfyn ein gemeinsames Projekt zu erarbeiten.
In Zusammenarbeit mit:
Thomas Meyenhofer Mittelstufenlehrer an der Primarschule in Pfyn
Klara Horat Mittelstufenlehrerin an der Primarschule in Pfyn
Anna Stäubli Theaterschaffende lebt und arbeitet in Bern
Michael Stauffer Künstler und Dichter lebt in Biel
Irene Schaich unsere wunderbare Gastgeberin & Köchin lebt im KulturWaldhaus in Dettigkofen
Rafael Martins kidswest.ch Assist, Lernender in Bern
Roger Lévy kulturTV.ch aus Luzern
PROJEKT KIDSWEST.CH
Das ist ein Kunst&Kulturprozess im Soziokontext der sich seit Mitte 2006 fortlaufend weiterentwickelt. Regelmässig treffen sich wöchentlich 1x à 3 Stunden Kinder und Jugendliche verschiedener Nationalitäten zwischen 5–16 Jahren aus Bern West in offenen Kunst- & KulturWerkstätten. Die vielfältigen Angebote für Kids aus minderbemittelten Familien (die sich sonst keine ausserschulischen Bildungsmöglichkeiten leisten können und kaum mit Kunst in Berührung kommen] sind für alle Kinder unentgeltlich zugänglich. Die unterschiedlichen Aktionen entwickeln sich immer aus den eigenen Anliegen der Kids! Die Gruppenzusammengehörigkeit in den Arbeitsprozessen fördert sie gegenüber ihrer individuellen Motivation. Durch das Entwickeln gemeinsamer Projekte erfahren sie nicht nur ihre unterschiedlichen Positionen und verschiedenen kulturellen Hintergründe, in der Zusammenarbeit im Kollektiv vereinen sie ihre Kräfte und erleben mit dieser gebündelten Kraft im Miteinander wertvolle Erfolge. Diese fördern auch das Verständnis und Toleranz gegenüber anderen Kulturen und es ist wie beim Fussball- oder Hockeyspiel, sie spielen besser miteinander und werden als Einzelne stärkere Mitspieler in der Gesellschaft in der sie leben!
Ausgangsidee - forming history
Zu Beginn unserer Kontaktaufnahme schickte Thomas mir zwei schöne Fotos per Mail –Puppenglieder und Haarnadeln mit lustigen Köpfen– die in Pfyn gefunden wurden. Er meinte zu diesen Fotos, vielleicht könnte man die GliederPuppe wieder zum Leben erwecken...
Die Idee diese Gliederpuppe zu beleben hat etwas Faszinierendes. Das Puppengliederfoto brachte mich auf die Idee, Geschichten mit lebendigen Puppen, Marionetten, Figuren zu erzählen... und die Geschichten mit den Kindern zu der ihnen zugestandenen „Narrenfreiheit“ im Erzählen weiterzuentwickeln...„NARRENPUPPEN“ oder so etwas. Ich suchte im Internet und kam über einige Umwege auf DAS KAMISHIBAI (eine Japanische Bilder- und Erzähltradition] das eine führende Populärkultur der japanischen Vorkriegszeit war. Die Vorführer des Kamishibai erzählen mit kurzen Texten zu wechselnden Bildern, die in einen bühnenähnlichen Rahmen geschoben werden. Die Texte und Bilder werden eigens für diese Erzählform erarbeitet. Entstanden ist diese Form des öffentlichen Theaters zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Süssigkeitenverkäufer fuhren mit dem Fahrrad durch die Dörfer und Städte. Auf dem Gepäckträger war ein Holzrahmen befestigt, in die er die Geschichtstafeln einlegte und seine Geschichten in szenischer Abfolge von Bildern vortrug. Die Vorstellung war jeweils kostenlos, den Unterhalt verdiente sich der Erzähler mit dem Verkauf von Süßigkeiten.
Die GeschichtenerzählerInnen können also mit einer Narrenfreiheit ihre gesammelten, weiterverarbeiteten und erfundenen Geschichten vortragen ... Es spricht der Narr in seinem Herzen!
Der Narr war nicht nur eine Figur, die nur Späße machte . In vielen Bildern wird der Narr häufig jenseits der Ständeordnung oder an allerletzter Stelle neben den Räubern, Blinden und anderen zwielichtigen Gestalten dargestellt. Eben bei jenen Figuren, die als sozial und geographisch heimatlos gelten und in derWelt umherirren, ohne von jemandem Anerkennung zu erhalten; noch in irgendeine gemeinschaftliche Gruppe aufgenommen werden. Für die dort tätigen Hofnarren galt die Narrenfreiheit, die es ihnen ermöglichte, ungestraft Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben. Ihre gesonderte Stellung und somit keine Bindung an gesellschaftliche Normen, gab dem Narren die Möglichkeit auf einen besonders großen Handlungsfreiraum - da alles was er sagte, aufgrund seiner „Narrheit“ nicht ernst genommen wurde. Darauf begründet sich der heute noch viel verwendete Begriff der„Narrenfreiheit“. Quelle: Wikipedia
Das ist nur die Ausgangslage einer Idee, die Entwicklung des Arbeitsprozesses im Oktober in Pfyn hängt stark von den Kids und ihren Ideen ab...! Da schreibe ich einen wunderschönen Plan und die Kids werfen dann alles über Bord und finden etwas ganz anderes.... ;-)) Der Arbeitsprozess mit den KidsWest & KidsOst in Pfyn, soll den Kindern viele Freiräume zum Gestalten, Erfinden, Experimentieren und eigene Ideen finden und -weiterentwickeln eröffnen. So kann sich durchaus eine völlig andere Geschichte, Ausdrucksweise oder Richtung ergeben... Nicht das Ergebnis steht im Vordergrund sondern der Entstehungsprozess!
Ich freue mich sehr auf diesen lebendigen Prozess!
Einstieg in den Arbeitsprozess
Zum gegenseitigen Kennenlernen forderten wir die Kids aus Pfyn und Bern auf sich selber und ihre Familiengeschichten einander vorzustellen. Von den KidsOst haben wir dann schöne und spannende Geschichtenhefte über ihre Familien erhalten! Die KidsWest streikten solidarisch über ihre Familien Geschichten zu erzählen, das wollten sie gar nicht! So hatte ich ihnen denn kurzerhand eine Kartonschachtel mit vielen Fotos vom Geschehen im kidswest.ch -2006-2011- in die Mitte des Raumes auf den Boden gestellt und sie aufgefordert, halt damit den KidsOst gemeinsam ihre persönlichen Erlebnisse und Geschichten mitzuteilen. Darauf haben sie sich dann spontan und freudig eingelassen und mit einer PATCHWORK-LAUFROLLE.... über's PROJEKT KIDSWEST.CH mit m e g a v i e l Spass die Geschichtenhefte der KidsOst beantwortet! Die Papierrolle wurde 40 m lang und 2.5 kg schwer. Mit dieser Arbeit sind die KidsWest nun endlich und wirklich mit den KidsOst in's Projekt 'forming history' eingestiegen!
1. Teil – GESCHICHTEN SAMMELAKTIONEN
Am DO 29.09. in der 1. Herbstferienwoche kamen Thomas Meyenhofer und Klara Horat mit ihrer Mittelstufenklasse aus Pfyn zu uns nach Bern West. In verschiedenen Quartieren sammelten je ein KidsWest & KidsOst miteinander Geschichten von Tür zu Tür, über Heimat und Lausbuben- & Lausmädchenstreiche. Sie verständigten sich mit den Bewohnenden auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Türkisch, Tamilisch, Albanisch, Serbisch, Kroatisch, Portugiesisch, Spanisch, Arabisch, Schwyzerdütsch... Mit Handzeichen und Zeichnungen auf Postkarten... Ein regelrechtes "KAUDERWELSCH"! Die Kinder befreundeten sich spielend und sie hatten alle echt viel Spass miteinander, auch an den Begegnungen mit den vielen fremdländischen Leuten. Umgekehrt hatten die KidsWest in Pfyn im öffentlichen Raum und von Tür zu Tür Geschichten bei der Bevölkerung von Pfyn gesammelt, wo die Leute teils befremdet reagierten... Mit diesem gesammelten Geschichtenmaterial werden wir dann in mehreren Kleingruppen aufgeteilt experimentieren, aufbereiten, visualisieren, vertonen, performen oder was & wie auch immer... Das Ganze entwickeln wir dann miteinander von den Geschichtensammlern zu Storytellers...
2. TEIL – KAMISHIBAI - Ein MOBILES Holzkoffertheater
Im Oktober waren die KidsWest für eine Projektwoche zu Gast in der Mittelstufenklasse in Pfyn. Ausgangslage unseres gemeinsamen Arbeitens war also die Grundidee einer Gruppe von Ort zu Ort reisenden ErzählerInnen, oder ein Stadtnarrenwandern die ihre Geschichten & Bilder mit einem mobilen Holzkoffertheater auf einem Fahrrad vortragen.
Eigestiegen sind wir mit einem gegenseitigen Porträtieren, Partner waren je ein KidsWest & ein KidsOst, die Bilder wurden zu frei erfundenen Figuren weiterentwickelt...
Dann sollte also ein mobiles HolzkofferTheater, BilderGeschichten, Erzählformen, Performances durch skizzieren, entwerfen, konstruieren in dieser Woche miteinander erarbeitet werden. Weiter sollen Figuren, lebendige Marionetten, Kostümierung kunterbunte Verkleidung,... ect. von den Kids erfunden und gestaltet werden. Die Kids erzählten & spielten miteinander Kurztexte, die Vorführungen wurden zu kurzen, theatralischen Sequenzen gestaltet. Während dem Spielen, gestalterischen Umsetzen und Experimentieren mit den vielen gesammelten Geschichten - in immer wechselnden Gruppen - sind wir Im Keller von Alex & Reto auf 12 alte Koffer gestossen. Diese Koffer sind mega inspirierend, denn schon wenn sie leer sind, sind sie bereits mit vielen Geschichten und Erinnerungen vollgestopft! So sind wir schliesslich gegen Ende unserer Projektwoche im Oktober in Pfyn bei den KOFFERGESCHICHTEN angekommen. Die Kinder bekamen nun den Auftrag selber je eine Geschichte zu erfinden und die Koffer passend dazu zu gestalten. Acht KOFFERGESCHICHTEN wurden dann ausgewählt und bis und mit dem 2-tägigen Workshop im Februar 2012 weiterentwickelt.
In der Freizeit hatten die KidsWest viel Zeit rund um Irene’s Waldhaus herum miteinander zu spielen, sich auszutoben, auf einen Reitspaziergang gehen und langsam die Angst vor den Hunden zu verlieren! :-))
Anna arbeitete dann im Januar mit den KidsOst in Pfyn und Meris mit den KidsWest in Bern.
3. TEIL – VORFÜHRUNGEN KOFFERGESCHICHTEN
28. April ab 16h - 8 KOFFERGESCHICHTEN von Ort zu Ort in Pfyn .
Start 16h
HEXENKOFFER Sägerei beim Schulhaus;
ROBOTERKOFFER Ecke Hauptstrasse - Schulweg;
SPIONKOFFER Raiffeisen Bank;
REISEKOFFER Ramona‘s Backstube Poststrasse 24;
KOFFERVERKÄUFERKOFFER bei Daniela Rüdin Ernährungsberatung Winkelstrasse 8;
SPONGEBOBKOFFER beim Volgladen;
DER FLIEGENDE KOFFER auf dem Fussweg zur Schule;
DAS KAMISHIBAI & DIE INSTALLATION zum Entstehungsprozess auf dem Schulhofareal. Dort findet ein Gespräch mit den jungen KünstlerInnen bei einem Apéro statt.
9. Mai Vorführung der KOFFERGESCHICHTEN quer durch Bern West.
Start 15h
SPONGEBOBKOFFER Alima Laden Bethlehemstrasse 105;
DER FLIEGENDE KOFFER &KOFFERVERKÄUFERKOFFER Kita Schwabgut Keltenstrasse;
HEXENKOFFER im Fellergut Zentrum;
REISEKOFFER Hotelplan Bümplizstrasse 116;
SPIONKOFFER bei UBS Bottigenstr. 2;
ROBOTERKOFFER Mrs. Sporty Bottigenstr. 2;
DAS KAMISHIBAI & abschliessendes Gespräch mit den jungen KünstlerInnen mit Apéro auf der Bachmätteli-Wiese.
Die Einladung hier
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen