BLINDZEICHNUNG-PORTRAITS
Barni, zwei Helfer und ich hatten am frühen Morgen den KIOSK_offspace
geöffnet und alles gut vorbereitet. Wir freuten uns alle sehr auf die Kinder
und die Lehrerin, die jeden Moment bei uns eintreffen werden. Wir genossen
diesen kurzen Moment und hörten ihre fröhlichen Stimmen schon bevor sie dann
eine Weile später um die Ecke vom westside bogen. Nun stehen sie da vor uns, 24
Kinder! Der Tisch und die Bänke sind viel zu kurz, zum Glück holten wir vorher
noch 6 Schemel!
Vorab erklärte ich den Kindern wer die Aktionswoche gegen Rassismus
organisiert. Danach hatten wir uns einleitend über Rassismus ausgetauscht. Wurde
jemand von euch schon einmal rassistisch beschimpft? Oder beleidigt? Oder seid
ihr in einer Situation anderen begegnet die sich rassistisch beschimpften? Oh
ja, mehrmals sogar... Das ist also für alle anwesenden Kids nicht ein
Fremdwort!
Wer weiss was ein Konterfei ist? Niemand wusste es, das ist halt ein
altmodisches Wort. Das ist ein Gesicht,
ein Angesicht, ein Antlitz, Facies, es ist der vordere Teil des Kopfes.
Ich zeigte den Kids ein paar Zeichnungs-Collagen, die, die Kids West am letzten
Samstag in Zusammenarbeit mit den PassantInnen machten. Den Kindern haben die
Werke sehr gefallen, sie lachten teils herzhaft heraus.
Barni erklärte dann
den Kids was wir heute miteinander machen. Er möchte mit den Kids Portraits
schaffen - indem je zwei Kinder sich erstmals gegenüber sitzen und selber gegenseitig
„BLINDZEICHNUNG-PORTRAITS“ praktizieren und das ziemlich zügig. Blindzeichnen
heisst einander genau anschauen und dann ohne auf den Bildträger zu schauen die
Linien zu führen was im Gesicht gesehen wird. Das gibt eine Art Schnurzeichnung, wenn
der Stift nie abgesetzt wird. Die Kinder sammelten zu Hause im Vorfeld viele A5
Kuverts, mit denen sie nun von PassantInnen ungezwungen Zeichnungen um
Zeichnungen sammeln konnten. Also eine Art Recycling - Kuverts als Bildträger
und die kosten nichts.
Bald herrschte ein
emsiges gegenseitiges, „blindes Porträtieren“, die Kinder freuten sich sehr
über diese Gesichter, die so ganz unkompliziert zu lustigen Linien-Ausdrucksformen
entstanden...
Während dem die Kids mit dem einander Abzeichnen beschäftigt
waren, achteten wir darauf, dass die Kinder beim Zeichnen nicht auf ihre
Blätter guckten, sondern nur das Gesicht zeichneten und ihre Stifte im Fluss
blieben. Und wir übten vereinzelt ihre Fragen, die sie den PassantInnen stellen
wollten.
Nun konnten sie also endlich PassantInnen aufsuchen und sie fragen, ob sie von ihnen ein Blind-Porträt machen dürfen. Sie waren je zu zweit miteinander unterwegs und sie wechselten ihre Rollen als „Schnur-PortraitzeichnerIn“ mit Farbstiften aller Art und oder als InterviewerIn, die einen Satz aus den Antworten von den Portraitierten auswählten und aufschrieben. Dabei konnten sich der/die PortraitzeichnerIn und Portraitierte im Gespräch über „Andere-Formen“ begegnen...
Nach der Mittagspause und genügend Zeit sich auf dem grossen Platz ein wenig austoben zu können, hatten nach einer kurzen Standortorientierung alle wieder Lust auf weitere „PassantInnenjagd“ zu gehen. Barni demonstrierte den Kids noch ein blinde Linienführung, zeigte den Kids Skizzenbücher von sich und schaute mit ein paar Kindern auch ein Buch von Otto Tschumi an... dann ab auf die Piste. Sie passten jeweils die Ankunft der Trams ab und rannten den Leuten unermüdlich entgegen... es war sehr schön der Begeisterung der Kids zuzuschauen!
Und ein paar Kinder waren gemütlich am Tisch und bearbeiteten ihre Skizzen mit Farbstiften suchten und füllten sie die Formen der Gesichter oder betonten die Linien, notierten ihre gesammelten Sätze in ihre Bilder...
Er hatte sich ganz lange und sehr konzentriert in seine Zeichnung vertieft, das freute mich sehr. Er durfte in das Skizzenbuch von Barni hinein zeichnen!
Ihre Ergebnisse wurden auf einer Rolle Filz ausgelegt auf dem Boden präsentiert.
Bei einer Abschlussgesprächsrunde machten wir eine kurze Auswertung und Barni machte den Kids den Vorschlag, eine kleinere Auswahl von den Bildern zu treffen, die wir im KIOSK behalten dürfen und er sagte auch, wenn jemand sein Bild unbedingt mitnehmen wolle, dann sei das auch möglich. Er fragte nach ob sie damit einverstanden sind. Sie stimmten diesem Vorgehen zu und wir bedanken uns herzlich bei den Kindern. Alle anderen Bilder gehen dann wenn sie gescannt sind zurück in die Klasse...
Zum Abschluss fragte Fabienne, ob wir mit ihrem Handy noch ein Klassengruppenfoto machen würden. Ich profitierte und machte auch ein Gruppenbild :))
Wir alle haben diesen Tag voll genossen!
Barni Kiener hier
Programm Aktionswoche Bern Gegen Rassismus 2015
artLABOR wird aktuell unterstützt von:
Fondation Michèle Berset hier
Warlomont-Anger-Stiftung hier
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen